Festungsbegriffe

A.K.O.
Allerhöchste Kabinettorder

Armierung
Die Gesamtheit aller Maßnahmen, um einer Festung aus dem Friedenszustand in die Lage zu versetzten, sich verteidigen zu können. Sie besteht aus:
– Der fortifikatorischen Armierung, d.h. der Ergänzung des Zustandes der Festungen und der notwendigen Änderungenund Ergänzungen wie z.B. der Niederlegung von Anpflanzungen, der
  Palisadierung und Anlage zusätzlicher Sperren.
– Der artilleristischen Armierung, d.h. der Aufstellung der Geschütze und der Vorbereitung von Beleuchtungsmaßnahmen.
Zusätzlich umfasst die Armierung die Besetzung der Werke mit Truppen und Bewachungsmaßnahmen.

Bastion
Ein aus der Umfassungslinie einer Festung vorspringendes, aus vier Linien bestehende, hinten offenen Werk, dessen Saillant nicht unter 60° betragen darf.

Batterie
Dauernde oder zeitweise Zusammenstellung mehrerer Geschütze zu einem bestimmten Zweck. Die in Erde oder Stein aufgeführte Stellung solcher Formationen nennt man ebenfalls Batterie. Anzahl der Geschütze in einer beweglichen Batterie: vier bis sechs, in festen Batterien: vier bis zwölf oder mehr.

Blockhaus
Kleiner geschützer Raum im Vorfeld, um den Truppen vorüberend Schutz zu geben.

Bonnet
Partielle Erhöhung der Brustwehr in ausspringenden Winkel zum Schutz gegen Seitenfeuer.

Brustwehr
Die Brustwehr ist ein Mauerstück, dass sich als Abschluss auf der Futtermauer befindet. Sie reicht einem Menschen bis zur Brust (daher Brustwehr) und sollte den Soldaten, so gut wie möglich schützen. Sie ist zum Graben hin abgeschrägt, damit der Soldat leichter mit dem Gewehr in den Graben zielen kann.

Contregarde
(auch: Kontregarde; frz.) Vor der Enceinte liegende Linie der Verteidigung.

Contreminen (frz.)
Vor der Festung gegen den Angreifer vorgetriebene Minengänge, um dessen Minen zu zerstören.

Contrescarpe
(auch: Kontrescarpe: frz.) Eigentlich nur die äußere Grabenböschung, im weiteren Sinn auch die Gesamtheit der Werke und des Grabens, die jenseits des inneren Randes des Hauptgrabens der Angreiferseite zugewandt sind. häufig in Mauerwerk ausgeführt und mit Palisaden versehen.

Crenelierte Mauer (frz.)
Mit Schießscharten versehene, freistehende Mauer für die Infanterieverteidigung, die an Stellen angelegt sind, wo sie dem Artilleriefeuer entzogen werden können, z.B. auf dem Grund von Gräben, oder als freistehende Verbindungsmauer.
Wenn sie mit Arkaden an der Rückseite zum Schutz gegen Seiten- und Vertikalfeuer versehen sind, nennt man die crenelierte Bogenmauer.

Enceinte (frz.)
Befestigungsgürtel oder -linie. Hauptenceinte = Hauptwall einer Festung

Enfilade (frz. = Längsfeuer)
Enfilieren heißt das Beschießen von Truppenaufstellungen und Befestigungslinien von der Seite her in der Richtung ihrer längsten Ausdehnung.

Entfestigungsamt
E.A. Koblenz war als deutsche Dienststelle mit der Durchführung der von der IMKK festgelegten Schleifungsarbeiten an der Festungswerken beauftragt. Die Fortifikation Koblenz, d.h. die militärischen Festungsverwaltung, übernahm die Aufgaben des Entfestigungsamtes.

Enveloppe
Ein zusammenhängendes Außenwerk, das eine ganze Front umgibt, Teil des Festungsgürtels. Manchmal werden auch nur die einem Festungsteil vorgelagerten Erdwälle bereits als Enveloppen bezeichnet.

Eqaulement (frz. = Schulterwehr)
Erdaufwurf, der als Deckung dient und nicht zur Benutzung von Feuerwaffen (z.B. Geschützen) hergerichtet wird.

Escarpemauer
Eine Mauer, die die Grabenböschung auf der Bastionsseite stützt. Die gegenüber der Bastion gelegene Gra- benböschungsstützmauer heißt dementsprechend Contrescarpemauer. Hinter der Contrescarpemauer führte ein Gang entlang, der mittels Schießscharten den Beschuß des Feindes im Graben ermögliche sollte. Außerdem führten u.a. von diesem Gang die sog. Minengänge ab.

Face
Die dem Angreifer zugewandte Seite eines Walles. Zwei Farcen bilden durch Zusammenstoßen einen ausspringenden Winkel.

Flanke
Vom Glacis abgewandte Seite der Bastion, Schanze oder des Fort. Die Flanke verband die Bastion mit dem Hauptwall, der Kurtine.

Flesche (frz. = Pfeil)
Eine aus zwei unter einem ausspringenden Winkel zusammenstoßenden Brustwehrlinien gebildete Schanze, meistens einer gradlinigen Befestigung zu Flankierungszwecke vorgelagert. » z.B. Bubenheimer Flesche – Neuendorfer Flesche

Fort
Entweder ein selbständiger Verteidigungsposten oder ein zum System einer Festung gehörndes weinzelnes Werk, das für sich verteidigt wird und von benachbarten Anlagen oder der Hauptenceinte nur bedingt unterstützt wird. » z.B. Fort Asterein, Fort Konstantin

Futtermauer
Mauer die eine Böschung, d.h. einen Abhang abstützt; man kann Sie daher auch Stützmauer nennen. Fast alle Mauer in einer barocken Festung sind Futtermauern, da sie den Wall quasi nur „bedecken“ und nicht – wie mittelalterliche Mauern – frei stehen.

Garnison
Die Truppenbesatzung eines Ortes oder der Ort selbst, an dem Truppen stationiert sind, unabhängig davon, ob die Truppen kaserniert oder bei Bürgern untergebracht sind.

Gedeckter Weg
Ein durch das Glacis gegen Einsicht von der Angreiferseite gedeckter Raum vor der Contrescarpe, der „Rondengang“ heißt, wenn er nur schmal ist.

Glacis
Anderer Ausdruck für das vor der Festung liegende Feld. Das Glacis war frei von jeglicher Bepflanzung (ebenso wie die Wallanlagen), da man dadurch im wahrsten Sinne des Wortes „freies Schussfeld“ hatte.

Grabenwehr
Anlage zur Flankierung eines Grabens.

Hohltraverse siehe Traverse

I.M.K.K. – Interalliierte Militär-Kontrollkommission
Diese Kontrollkommission war eines der drei Kontrollgremien der alliierten Siegermächte, die die Bestimmungen des Versailler Vertrages überwachte, so auch die Schleifung der Festung Koblenz.

Kaponniere
Befestigungswerk, das quer im oder kurz vor dem Graben stand. Es dient zur Längsbestreichung des Grabens. Kaponnieren findet man in Mainz auch am Rhein; dort dienten sie zur Längsbestreichung des Flusses, um das Übersetzen feindlicher Soldaten zu verhindern (z.B. Fort Malakoff).

Kasematte
Unterirdische oder auch oberirdische bombensichere Gewölbe, teilweise mit Geschützscharten oder Artillerieverteidigung. Mehrere Kasematten aneinander gereiht ergeben ein Kasemattenkorps. Im zweiten Weltkrieg wurden diese Kasematten als Bunkeranlagen genutzt.

Kavalier
Ein Kavalier ist ein Festungswerk, das höhenmäßig über dem Wall hinausragt. Von dort aus konnte man gut Feinde im Umland erkennen. Nicht selten waren in einem Kavalier Gewölberäume integriert (Kasematten).

Kehle
Ursprünglich die hintere offene Seite einer Bastion, jetzt die Bezeichnung für die rückwärtigen Seiten von Befestigungen.

Kernwerk
Größeres Reduit.

Kommunikationspoterne
Ein Gang der unter dem Wall hindurch zur Brustwehr führt. Er sollte es den Soldaten ermöglichen,geschützt vom Innern der Zitadelle zur Grabenmauer zu gelangen; denn auf dem Wall selber wären die Soldaten ein leichtes Ziel gewesen.

Kreneliert
Mit Zinnen versehen; mit Schießscharten versehen. Eine freistehende, krenelierte Mauer bedeutet also einfach eine normale Mauer mit Schießscharten.

Kurtine
Verbindendes Wallstück zwischen den Bastionen bzw. Schanzen.

Lünette
Die gebräuchlichste Form selbständiger Werke. Sie hat zwei in stumpfen ausspringenden Winkel zusammenstoßende Farcen und zwei daranstoßende, das Seitengelände bestreichend Flanken. Die Kehle kann offen sein oder einen Abschluss mit Palisaden, verteidigungsfähigen Mauern oder Wall und Graben besitzen.

Minengänge
Weit ins freie Feld reichende unterirdische Gänge. Sie sollten im Falle eines Angriffs mit Sprengstoff gefüllt werden, um den Feind aufzuhalten. Heute findet man solche Gänge noch beim Fort Josef und in der Zitadelle.

Orillon (frz. = das Ohr)
Ein Vorsprung am Schulterpunkt einer Bastion, der den Schützen der Flanken Deckung gegen Feuer von außen geben soll; teilweise werden auch Flankenkaponnieren mit runder Front als Orillon bezeichnet

Palisade
Ein aus eingerammten Pfählen bestehendes Hindernis.

Piket
Hohlräume unter einem Wall zur gedeckten Unterbringen von Bereitschaftstruppen.

Poterne
Tunnelartiges Ausfalltor, auch: jeder dem Verkehr dienende Hohlraum in Festungsanlagen, von der geräumigen Torpoterne bis zur schmalen Verbindungspoterne zu einer Kaponniere.

Ravelin (frz.)
Vorgeschobenes Werk zur Sicherung der Kurtine, auch Grabenschere genannt. Siehe Festung Ehrenbreitstein!

Reduit (frz.)
Selbstständige, kleiner Befestigung in größeren Anlagen, die als Rückzugspunkt dient, meist in Form von Blockhäusern oder Türmen.

Rentrant (frz.)
Einspringender Winkel in der Linie der Befestigung.

Saillant
Ausspringender Winkel der Befestigungslinie, der durch zwei Brustwehrlinien so bebildet wird, dass die offenen Seite dem Verteidiger zugekehrt ist.

Schanze
1. Bezeichnung für kleinere Erdbefestigungen im Vorfeld einer Festung.
2. Vorgeschobenes Festungsbollwerk, das mit einem Wallstück (Kurtine) mit anderen Schanzen, sowie mit unterirdischen Gängen mit dem Bastionsgürtel verbunden war. Heute sind Schanzen auch unter der Bezeichnung Fort bekannt, so z.B. das Fort Josef.

Stützmauer
Siehe Futtermauer

Train (frz.: = Wagentroß, Fuhrpark)
Militärische Bezeichnung für die Transportmittel von Verbänden einschließlich des Personals. Die Trainorganisation bezieht die Ausbildung des Personals und die Verwaltung des Materials mit ein. Im Traindepots ist das Material untergebracht.
Das Train umfasst die Munitions-, bagage-, Sanitäts- und Brückenfahrzeuge. Er besteht au dem Gefechtstrain und dem Bagagetrain, der weiter zurück bleibt.

Traverse
Eine quer zur Kurtine gestellte Mauer. Sie sollte verhindern, dass es einem hinter die Kurtine vorgedrungenen Feind möglich ist, die an der Brustwehr stehenden Soldaten einem nach dem anderen zu erschießen. Eine Hohltraverse (3 Mauern, ein Dach und ein kleines Tor) erfüllt dieselbe Funktion. Man kann aber zusätzlich noch Geschütze oder anderes unterstellen.

Ummantelung
Verstärkung der dem Feind zugewandten Seite ese Bauwerkes mit Mauerwerk, in der ursprünglichen Form, aber unterschiedlicher Dicke, zur Verbesserung des Schutzes gegen Direktfeuer.

Vedette
Ursprünglich die von Feldwachen ausgestellten, berittenen Posten, hier: außenliegende Stellung vor der Linie.

Vorfeld
Das vor dem Glacis liegende Gelände.

Waffenplatz
Gedeckter Sammelort am gedeckten Weg, an dem Truppen für einen Gegenangriff zusammengezogen werden (können).

Zitadelle
In die Umwallung einer Festung ausgenommene, zur selbstständigen Verteidigung fähige kleiner Anlage, die auch nach innen Front beziehen kann.

 

Quelle (teilweise): Die Festung Koblenz – Rüdiger Wischemann – Rhenania Verlag